Wie findet man eine gute Hundebetreuung?

Vor kurzem wurde ich von P3 TV zum Thema Hundepensionen interviewt. Das habe ich zum Anlass genommen um über generelle Qualitätsmerkmale von Hundebetreuungsstätten nachzudenken. Denn für HundehalterInnen ist es oftmals gar nicht so einfach eine gute Hundepension von einer schlechten Betreuung zu unterscheiden. Deshalb gibt es hier nun ein paar Dinge, auf die ihr zukünftig bei der Auswahl achten könnt!

Gruppen- oder Einzelhaltung?

Den wichtigsten Punkt zuerst: man sollte sich vorab überlegen, welche Art von Hundebetreuung zum eigenen Hund passt. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten: Gruppenhaltung, Einzelhaltung in speziellen Zimmern oder Zwingern, Einzelbetreuung bei einem Hundesitter oder im eigenen Heim.

Gruppenhaltung ist der Traum vieler Hundebesitzer. Denn schließlich soll der Vierbeiner ja viel Spaß haben, während man selbst keine Zeit für ihn hat. Aber nicht für jeden Hund ist Gruppenhaltung eine gute Wahl! Sie ist nur für Hunde geeignet, die gut mit Artgenossen verträglich sind und auch kein Problem damit haben, für einige Zeit mit ihnen zusammenzuleben. Hat der Hund zwar gerne Kontakt zu Artgenossen, teilt er aber sein Körbchen, seine Bezugsperson, seine Spielzeuge oder auch sein Futter nicht so gerne, dann ist Einzelhaltung vielleicht die bessere Wahl.

Viele Hundepensionen bieten schön ausgestattete Einzelräume an, die teilweise auch eigene, eingezäunte Bereiche haben, die der Hund jederzeit nützen kann. Je nach Verträglichkeit kann Freilauf mit Artgenossen eingeplant werden und danach geht es wieder zurück in das eigene Zimmer. So hat der Vierbeiner viel Ruhezeit zwischen den Spieleinheiten und muss sich nicht auf vielleicht engem Raum mit anderen Hunden auseinandersetzen.

Hat der eigene Hund Angst vor Artgenossen und/oder reagiert auch bei Sichtung schon aggressiv, dann ist die Betreuung durch einen Sitter ohne eigene Tiere die beste Wahl. Das kann beim Sitter stattfinden, oder auch im eigenen zu Hause. Der Vorteil hierbei ist, dass der Hund sich nicht an einen anderen Ort gewöhnen muss, sondern in den vertrauen Vier-Wänden bleiben kann.

Worauf sollte man achten?

Hat man sich für die passende Art der Betreuung für den eigenen Hund entschieden, dann kann man auf einige Dinge achten, die einen Eindruck von der Qualität der Hundepension vermitteln können. Hier lest ihr die für mich wichtigsten Punkte (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

· Das Eingewöhnungsprogramm: jede gute Hundepension bietet ein Eingewöhnungsprogramm an, damit die Hunde sich an die Betreuungspersonen und an den neuen Ort gewöhnen können. Drei Besuche vorab sind Pflicht, bevor man den Hund für längere Zeit in die Pension gibt. So hat der Hund die Möglichkeit alles kennenzulernen und sich mit den Betreuungspersonen vertraut zu machen. Auch der Trennungsstress wird durch die vorherigen Besuche deutlich verringert.
Aber Achtung: wie oft man hinfährt sollte eine individuelle Entscheidung sein – drei Besuche sind das absolute Minimum, das vielleicht nicht für alle Hunde ausreicht.

· Offizielle Genehmigung/Gewerbeschein: der/die HundebetreuerIn sollte über einen Gewerbeschein verfügen, der im besten Fall beim Eintreten sichtbar aufgehängt ist bzw. auf Nachfrage vorgezeigt werden kann. Gibt man den Hund in eine Pension ohne die entsprechende Genehmigung, dann kann es zu Problemen kommen.

· Vertragliche Vereinbarung: es sollte vor einer längeren Betreuung immer ein Betreuungsvertrag aufgesetzt werden, in dem die Rechte und Pflichten des Halters bzw. der Halterin und der Sitterin bzw. des Sitters notiert sind. So kann im Falle von Problemen auf das Schriftstück zurückgegriffen werden.

· Lösemöglichkeiten: die Hunde sollten mind. 5x täglich die Möglichkeit haben sich zu lösen bzw. noch öfter bei Bedarf. Im besten Fall haben die Vierbeiner tagsüber immer Zugang zu einem Außenbereich.

· Umgang der Betreuungspersonen mit den Hunden: da die Hunde ja in naher Zukunft mit der Betreuungsperson alleine sein werden empfiehlt es sich den Umgang mit den Vierbeinern ganz genau unter die Lupe zu nehmen. Werden die Hunde angeschrien, weggestoßen oder gerempelt? Wirken die (eigenen) Hunde verschreckt oder verstört? Dann sollte man sich auf jeden Fall eine andere Betreuung suchen!

· Körpersprache der Betreuungsperson: jeder der mit Hunden arbeitet sollte zumindest Grundkenntnisse über die Körpersprache der Vierbeiner aufweisen. Beugt sich die Betreuungsperson häufig über den Hund, greift sie von oben auf den Kopf oder ignoriert sie Beschwichtigungssignale? Dann lieber Finger weg!

· Regelmäßige Fortbildungen: die Betreuungsperson sollte auf regelmäßige Weiterbildung Wert legen. Denn es gibt ständig neue Erkenntnisse zum Thema Hund, die in die Betreuung einfließen sollten. Ein jährlicher Erste-Hilfe-Kurs sollte ebenfalls auf der Fortbildungsliste stehen – je mehr Hunde betreut werden, desto eher wird man auch mit Krankheiten oder Verletzungen konfrontiert! Achtet bei der Auswahl der Hundebetreuung auch darauf WELCHE Weiterbildungen besucht werden – arbeiten die Vortragenden mit aversiven Reizen wie Erschrecken oder Schmerzen, dann sucht man sich besser eine andere Pension.

· Kontakt zu Tierärzten: die Hundebetreuung sollte auf Nachfrage einen Tierarzt vorweisen können, der in der Nähe ist und mit dem häufig zusammengearbeitet wird. Denn wie oben schon erwähnt kann schnell mal ein Hund krank werden oder sich verletzen. Dann sollte die Betreuungsperson wissen, wo sie schnelle und gute Hilfe bekommt.

· Sauberkeit: eines ist klar – wenn man viele Hunde betreut, dann kann es nicht klinisch sauber sein 🙂 an Haare und Schmutz am Boden sollte man sich deshalb nicht stören. Dennoch sollte man besonderes Augenmerk auf Urinflecken auf Pölstern bzw. im Hundebereich legen. Natürlich kann immer ein Hoppala passieren, aber wenn man den Eindruck hat, dass die Flecken schon länger bestehen, dann sollte man sich besser eine andere Betreuung suchen. Auch der Freibereich kann genau unter die Lupe genommen werden – ist die Wiese übersäht mit Häufchen? Oder findet man nur vereinzelt Kot?

· Lärmpegel: kommt eine neue Person bzw. ein neuer Hund zur Besichtigung der Betreuung, dann ist ein gewisser Lärmpegel normal, denn viele Vierbeiner melden Neuankömmlinge. Doch diese Aufregung sollte sich bald wieder legen und Ruhe einkehren, sonst deutet es darauf hin, dass immer sehr viel Action ist. Und je aufgeregter die Hunde, desto eher kann es zu einer Eskalation kommen! Als Hundehalter sollte man besonders auf Stressanzeichen achten – wirken die Hunde stark gestresst, zeigen sie vielleicht sogar Clowngesichter? Dann kann es sein, dass der Stresspegel dauerhaft hoch ist und nicht nur durch den „Besuch“ in die Höhe geschossen ist.

· Betreuungspersonen: wie viele Personen betreuen die Hunde täglich? Wenn es eine größere Hundegruppe ist, die permanent zusammenlebt, dann sollten verständlicherweise auch mehr Betreuungspersonen vor Ort sein. Denn sollte es zu einer Rangelei kommen, dann kann eine Person alleine nicht viel ausrichten.

· Schäden im Innenbereich: fallen im Innenbereich Schäden an Türen oder Wänden auf? Oder sind die bereitgestellten Körbchen zerbissen? Das kann darauf hindeuten, dass die Hunde unter Trennungsstress leiden oder generell ein hoher Stresslevel in der Hundepension herrscht.

· Harmonie in der Gruppe: als reiner Besucher ist es schwer zu beurteilen, wie harmonisch Gruppen sind. Sollte man jedoch in der kurzen Zeit der Eingewöhnungsphase Streit zwischen den Hunden beobachten kann das ein Alarmsignal sein.

· Infrastruktur: keine Muss-Kriterien, aber sie erleichtern das Hinbringen und Abholen doch enorm. Außerdem zeigen Sie ob die Betreuungspersonen gut organisiert oder eher chaotisch sind. Sind genug Parkplätze vorhanden? Ist der Eingangsbereich groß genug um anderen Hunden aus dem Weg zu gehen? Bei Gruppenhaltung: werden die anderen Hunde abgetrennt, so dass man in Ruhe seinen Hund holen kann? Oder herrscht das Chaos und dauert es, bis man den eigenen Vierbeiner gefangen hat? Werden die Bring- und Abholzeiten entsprechend eingeteilt, oder bringen bzw. holen alle Halterinnen die Hunde gleichzeitig?

Fazit

Das ist eine ganz schön lange Liste geworden 🙂 aber den Hund als Familienmitglied zu fremden Personen zu geben ist schließlich auch keine leichte Entscheidung! Was man als HalterIn zusätzlich noch beachten sollte: die rechtzeitige Buchung ist essentiell, denn gute Betreuungsstellen sind sehr schnell ausgebucht!

Außerdem: bitte seid ehrlich zu den Betreuungspersonen! Es bringt nichts zu behaupten, der Hund ist braver oder verträglicher als er es tatsächlich ist, denn dann kann es zu schlimmen Situationen kommen. Zum Beispiel sollte man nicht behaupten, dass der Vierbeiner immer abrufbar ist, wenn er in Wirklichkeit gerne abhaut und Rehe jagt.