Vertrauensmissbrauch durch den Menschen

Letzte Woche habe ich darüber geschrieben, wie wichtig es ist, auf Signale des Hundes zu reagieren. Es gibt aber leider immer wieder Situationen, in denen das nicht möglich ist. Das beste Beispiel sind medizinische Maßnahmen!

Wir hatten kürzlich eine solche Situation: Layla hat sich eine kleine, aber schmerzhafte Verletzung am Bein zugezogen. Zuerst mussten ihre Haare entfernt werden, die kreuz und quer in der Wunde gelegen sind. Danach musste das Beinchen gereinigt, desinfiziert und verbunden werden. Wir betreiben Medical Training relativ intensiv – das hat uns dabei geholfen die Haare zu entfernen und zu reinigen. Beim Desinfizieren und Verbinden war es Layla dann aber einfach zu viel! Sie hatte keine Lust mehr. Da die Behandlung auch schmerzhaft war, hat sie bereits begonnen nach uns zu schnappen.

Nun konnten wir aber ja die Wunde nicht einfach so lassen. Es musste fertig behandelt werden. Deshalb hat Mausi einen Maulkorb bekommen und „musste da durch“. Absolut keine sinnvolle Maßnahme, weil es schlicht einen Vertrauensmissbrauch darstellt. Layla vertraut uns, dass wir auf ihre Wünsche und Bedürfnisse eingehen und wir haben sie in dieser Sache einfach übergangen :(. Aber nicht nur ihr Vertrauen zu uns wurde vermindert – es kann außerdem dazu kommen, dass sie nun wieder weniger Beschwichtigungs- und Drohsignale zeigt, weil wir diese zuletzt einfach ignoriert haben.

Oberste Priorität: Vertrauensaufbau

Nun ging es in dieser Situation einfach nicht anders. Das heißt aber nicht, dass diese Vorgangsweise Nachwirkungen haben muss. Deshalb konzentrieren wir uns in nächster Zeit besonders auf den Vertrauensaufbau.

Laylas Vertrauen in uns wieder zu stärken, kann man mit relativ einfachen Maßnahmen erreichen: wir verbringen viel Zeit mit den angenehmen Aspekten des Zusammenlebens – wir kuscheln viel, spielen und bürsten sie (mag sie besonders gerne). Auch während der Spaziergänge werden Laylas Wünsche nun besonders in den Vordergrund gestellt: sie darf viele Entscheidungen treffen, zum Beispiel entscheiden wohin sie gehen mag und wann sie wieder umdrehen möchte. Außerdem werden die „Nachbehandlungen“ wieder mit dem üblichen Medical Trainings-Ablauf gestaltet: Layla gibt ihre Zustimmung und die Behandlung wird gestartet. Sobald es ihr Zuviel wird und sie nicht mehr einwilligt, wird die Behandlung gestoppt. Zusätzlich achten wir auch im Alltag noch stärker auf Laylas Signale – die kleinsten Stress- und Beschwichtigungsanzeichen werden wahrgenommen und wir verändern die Situation, so dass sie nicht unwohl fühlen muss.

Fazit

Im Alltag kommt es immer wieder zu Situationen, die nicht optimal sind und zu einem Vertrauensbruch führen können. Das kann man leider nicht verhindern. Wenn es aber passiert, dann muss das Hauptaugenmerk auf dem Vertrauensaufbau liegen! Deshalb sollte man nach einem derartigen Vorfall besondere Priorität auf der Stärkung der vertrauensvollen Beziehung liegen.